Panikstörung: Diagnose nach ICD-10
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Die Internationale Klassifikation der Krankheiten (International Classification of Diseases - ICD-10) und das Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders - DSM-IV bzw DSM-5 weichen aufgrund unterschiedlicher äiologischer Modelle in der Diagnosestellung der Agoraphobie und der Panikstörung voneinander ab.
Nach der ICD-10 wird eine Agoraphobie mit Panikstörung bzw. Agoraphobie ohne Panikstörung diagnostiziert, das DSM-IV unterscheidet demgegenüber in die Panikstörung mit Agoraphobie bzw. Panikstörung ohne Agoraphobie. Im DSM-5 werden die Agoraphobie und die Panikstörung einzeln als jeweils eigenständige Diagnosen diagnostiziert bzw. codiert.
ICD-10-GM
Die ICD-10-GM definiert die Panikstörung (ICD-10 F41.0, auch episodisch paroxysmale Angst genannt) als eine Erkrankung, die durch wiederkehrende schwere Angstattacken (Panik), die sich nicht auf eine spezifische Situation oder besondere Umstände beschränken und die deshalb auch für die Betroffenen nicht vorhersehbar sind, gekennzeichnet ist.
Zu den wichtigsten Symptomen gehören plötzlich auftretendes Herzklopfen, Brustschmerz, Erstickungsgefühle, Schwindel und Entfremdungsgefühle (Depersonalisation oder Derealisation). Viele Betroffene leiden sekundär auch unter der Angst vor Kontrollverlust, Furcht zu sterben oder der Befürchtung, wahnsinnig zu werden.
Die Panikstörung soll nach ICD-10 nicht als Hauptdiagnose verwendet werden, wenn der Betroffene bei Beginn der Panikattacken an einer depressiven Störung gelitten hat, da die Panikattacken dann vermutlich sekundäre Folge der Depression sind.
ICD-10-Forschungskriterien
Nach den ICD-10-Forschungskriterien wird eine Panikstörung (episodische paroxysmale Angst) (F41.0) diagnostiziert, wenn:
- die Betroffenen unter wiederholten Panikattacken leiden, die nicht auf eine spezifische Situation oder auf ein spezifisches Objekt bezogen sind und die oft spontan und unvorhersagbar auftreten. Die Paniksymptome dürfen nicht mit einer besonderen Anstrengung, gefährlichen oder lebensbedrohlichen Situationen verbunden sein.
- die Panikattacke durch ein eine einzelne Episode von intensiver Angst oder Unbehangen gekennzeichnet ist die abrupt beginnt, innerhalb von wenigen Minuten ein Maximum erreicht und insgesamt mindestens einige Minuten andauert. Dabei müssen mindesten vier der unten genannten Symptome auftreten (davon mindestens eines der Symptome 1-4):
- Vegetative Symptome:
1. Palpitationen, Herzklopfen, erhöhte Herzfrequenz;
2. Schweißausbrüche;
3. Fein- oder grobschlägiger Tremor;
4. Mundtrockenheit (nicht als Folge von Medikamenten o. Exsikkose).
- Symptome in Thorax oder Abdomen:
5. Atembeschwerden;
6. Beklemmungsgefühl;
7. Thoraxschmerzen oder -missempfindungen;
8. Nausea oder abdominelle Missempfindungen.
- Psychische Symptome:
9. Gefühl von Schwindel, Unsicherheit, Schwäche oder Benommenheit;
10. Derealisation, d.h. Gefühl, dass Objekte unwirklich sind, oder
Depersonalisation, d.h. Gefühl, man selbst sei “nicht wirklich hier”); 11. Angst vor Kontrollverlust, verrückt zu werden oder “auszuflippen”); 12. Angst zu sterben.
- Allgemeinsymptome:
13. Hitzewallungen oder Kälteschauer;
14. Gefühllosigkeit oder Kribbelgefühle.
- Vegetative Symptome:
- die Symptome nicht Folge einer körperlichen Störung sind und sie nicht durch eine organische psychische Störung, Schizophrenie u.ä., affektive Störung oder somatoforme Störung hervorgerufen werden.
(vgl. Dilling 2011, Dilling 2013, DIMDI 2014)
Die besondere Prüfungsfrage...
Frage: Kann nach ICD-10 eine Panikstörung diagnostiziert werden, auch wenn die Patienten zu Beginn der Panikattacken an einer Depressiven Störung gelitten haben?
Antwort: Die Panikstörung soll nach ICD-10 nicht als Hauptdiagnose verwendet werden, wenn der Patient zu Beginn der Panikattacken an einer depressiven Störung gelitten hat, da die Panikattacken dann vermutlich sekundäre Folge der Depression sind. Eine Nennung als Nebendiagnose ist eventuell möglich.
© Dr. Sandra Elze & Dr. Michael Elze
Prien am Chiemsee / Rosenheim, www.Dr-Elze.de
Autoren des Artikels: Dr. Sandra Elze & Dr. Michael Elze
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