Systematische Desensibilisierung

Die Systematische Desensibilisierung (engl. systematic desensitization) ist ein Therapieverfahren, das von dem südafrikanischen Psychiater Joseph Wolpe in den 1950er Jahren zur Behandlung von Phobien entwickelt wurde (vgl. Wolpe 1958).

Die systematische Desensibilisierung beruht auf der Theorie der Reziproken Hemmung (engl. reciprocal inhibition). Diese besagt, dass das gleichzeitige Anbieten eines angstauslösenden Reizes zusammen mit Reizen, die eine antagonistische Reaktion auf die Angst hervorrufen, zu einer Angstreduktion führen kann.

Ähnliche Ansätze wie Wolpe beschrieb Mary Cover Jones bereits 1924 als so genanntes direct conditioning in ihrer Publikation “A Laboratory Study of Fear: The Case of Peter” (vgl. Jones 1924).

Das Vorgehen bei der Systematischen Desensibilisierung umfasst drei Schritte: Zunächst werden die Betroffenen in ein Entspannungsverfahren (z.B. Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson, PME) eingeführt. Parallel erarbeiten sie zusammen mit ihren Therapeuten eine Angsthierarchie, bei der sie auf einer Skala von 0 bis 100 ihre Ängste entsprechend der Intensität einordnen (0 = keine Angst, 100 = maximale Angst).

Im Anschluss erfolgt eine graduierte Konfrontation der Betroffenen mit ihren Ängsten. Dabei sollen sich die Betroffenen zunächst in den Zustand der Entspannung begeben. Anschließend erfolgt eine gedankliche Auseinandersetzung mit den Ängsten, wobei entsprechend der Angsthierarchie mit den leichtesten Ängsten begonnen wird. Wenn die Betroffenen ausgeprägte Angstsymptome erleben, werden die im Vorfeld erarbeiteten Entspannungsübungen durchgeführt. Dieses Vorgehen wird so lange wiederholt, bis auch die schweren Ängste ausreichend bearbeitet wurden.

Das Verfahren der systematischen Desensibilisierung, das auf einer rein gedanklichen (“in sensu”) Konfrontation mit den Ängsten beruht, wurde zunächst erfolgreich in der Angsttherapie eingesetzt. Im späteren Verlauf wurde es durch die sogenannte Expositionstherapie, die auch eine reale Konfrontation (“in vivo”) mit den angstbesetzten Situationen und Objekten vorsieht, abgelöst.

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