Agoraphobie: Pharmakotherapie


Medikamente zur Behandlung der Agoraphobie

Die Agoraphobie kann ergänzend mit Medikamenten, insbesondere mit bestimmten Mediakmenten aus der Grupper der so genannten Antidepressiva (z.B. Selektiven Serotin-Wiederaufnahmenhemmern oder Trizyklischen Antidepressiva), behandelt werden.

Eine medikamentöse Behandlung sollte immer dann erfolgen, wenn eine Psychotherapie alleine nicht ausreichend ist oder der Betroffene eine medikamentöse Therapie bevorzugt. Die Pharmakotherapie sollte jedoch eher unterstützend eingesetzt werden und eine Psychotherapie nicht ersetzen.

Zum Einsatz kommen dabei vorrangig Medikamente aus der Grupppe der so genannten Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) sowie bestimmte Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI). Falls diese Medikamente nicht ausreichend wirksam sind, können auch bestimmte Trizyklische Antidepressiva (z.B. Clomipramin) eingesetzt werden.

Furukawa et al. fanden in einer Metanalyse für die Behandlung der akuten Krankheitsphase eine insgesamt leicht erhöhte Wirksamkeit der Kombinationsbehandlung mit Psychotherapie und Antidepressiva vor der alleinigen Behandlung mit Psychotherapie, bei jedoch vermehrten Therapieabbrüchen unter der Kombinationsbehandlung aufgrund der Medikamenten-Nebenwirkungen. Für die Erhaltungstherapie zeigten sich ähnlich gute Ergebnisse für die Kombinationsbehandlung sowie die Psychotherapie alleine (vgl. Furukawa 2006, Furukawa 2007).


Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI)

Zur medikamentösen Behandlung der Agoraphobie / Panikstörung werden bestimmte SSRI (z.B. Paroxetin, Citalopram, Escitalopram, Sertralin) eingesetzt.

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Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI)

Alternativ zur Behandlung mit SSRI kann auch der Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer Venlafaxin eingesetzt werden.t.

Weiterlesen: Agoraphobie: Venlafaxin


Trizyklische Antidepressiva

Die Agoraphobie kann mit trizyklischen Antidepressiva (TZA) behandelt werden. Das trizyklische Antidepressivum Imipramin, dem 1962 als erstem Medikament die Wirksamkeit bei Panikattacken nachgewiesen wurde, wird weiterhin in der Behandlung der Panikstörung bzw. der Agoraphobie mit Panikstörung eingesetzt. Die Patienten sollten unbedingt vor Behandlungsbeginn darüber informiert werden, dass die Wirkung des Imipramins erst nach ca. 2 bis 6 Wochen einsetzt, da sonst vorzeitige Therapieabbrüche drohen. Da Imipramin insbesondere zu Behandlungsbeginn unerwünschte Wirkungen wie Unruhe, Ängste, Schlafstörungen etc. hervorrufen kann, sollte die Medikation einschleichend erfolgen. Empfohlen wird z.B. ein Beginn mit einer Tagesdosis von 10mg und dann Steigerung in 10- oder 25mg-Schritten bis auf eine Dosis von ca. 100-150mg/d. Als weitere Nebenwirkungen können anticholinerge Symptome wie Mundtrockenheit, Schwindel, Obstipation oder Miktionsstörungen auftreten.

Auch das Absetzen des Imipramins sollte schrittweise über mehrere Wochen erfolgen um mögliche Absetzsymptome zu vermeiden. Die Behandlungsdauer sollte je nach Verträglichkeit und Symptomatik mindestens ein halbes bis eineinhalb Jahre betragen um Rückfälle durch zu frühes Absetzen zu vermeiden.

Das trizyklische Antidepressivum Clomipramin kann alternativ zur Behandlung der Panikstörung eingesetzt werden.

Weiterlesen: Agoraphobie: Clomipramin


Benzodiazepine

Viele Patienten erhalten zu Beginn ihrer Erkrankung zunächst Benzodiazepine “zur Beruhigung” verschrieben. Benzodiazepine bewirken zwar in der einzelnen Panikattacke eine kurzfristige Besserung, langfristig bestehen jedoch diverse Probleme wie Gewöhnungs- und Abhängigkeitseffekte. Die Studienlage bezüglich der langfristigen Therapieffekte einer Behandlung mit Benzodiazepinen ist noch unzureichend (vgl. Watanabe 2007, Watanabe 2009).

Viele Patienten entwickeln aufgrund der schnellen Wirkung der Benzodiazepine im Verlauf eine psychische Abhängigkeit und trauen sich nur noch aus dem Haus, wenn sie “ihre Tablette” dabei haben. Dies läuft jedoch den psychotherapeutischen Ansätzen, welche die Selbstwirksamkeit der Patienten steigern wollen, konträr. Der Einsatz von Benzodiazepinen sollte deswegen möglichst vermieden werden oder - wenn überhaupt - möglichst nur wenige Wochen andauern.


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