Spezifische Phobien: Therapie

Da sich Menschen mit Spezifischen Phobien in ihrem beruflichen und sozialen Umfeld zumeist auch trotz Vermeidung der angstbesetzten Objekte und Situationen ausreichend bewegen können, erzeugen die spezifischen Phobien häufig im Vergleich z.B. mit der Panikstörung nur einen geringeren Leidensdruck. Eine Therapie ist vorrangig dann erforderlich, wenn die Betroffenen stark unter den Angstsymptomen leiden, wenn sich die Angststörung immer mehr ausweitet und/oder wenn die Spezifische Phobie bzw. die Vermeidung der angstbesetzten Situation dem beruflichen oder sozialen Wirken der Betroffenen im Weg stehen.


Psychoedukation

Zu Beginn der Behandlung ist es wichtig, den Betroffenen ein adäquates Krankheitsmodell zu vermitteln und sie u.a. auch über die Verstärkerfaktoren wie z.B. Vermeidungsverhalten und über die Therapiemöglichkeiten aufzuklären.


Kognitiv-behaviorale Therapie
(“Kognitive Verhaltenstherapie”)

Die so genannte Kognitiv-behaviorale Therapie (“Kognitive Verhaltenstherapie”) ist eines der wichtigsten Therapieverfahren zur Behandlung der spezifischen Phobien. Dabei werden neben der Kognitiven Therapie insbesondere die therapeutischen Techniken der Systematischen Desensibilisisierung und die Expositionstherapie eingesetzt.

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Systematische Desensibilisierung

Die Systematischen Desensibilisisierung ist ein Therapieverfahren, dass von dem Psychiater Joseph Wolpe in den 1950er Jahren zur Behandlung von Phobien entwickelt wurde. Das Vorgehen umfasst drei Schritte: Zunächst werden die Betroffenen in ein Entspannungsverfahren (z.B. Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson, PME) eingeführt. Parallel erarbeiten sie zusammen mit ihren Therapeuten eine Angsthierarchie, bei der sie auf einer Skala von 0 bis 100 ihre Ängste entsprechend der Intensität einordnen (0 = keine Angst, 100 = maximale Angst).

Im Anschluss erfolgt eine graduierte Konfrontation der Betroffenen mit ihren Ängsten. Dabei sollen sich die Betroffenen zunächst in den Zustand der Entspannung begeben. Anschließend erfolgt eine gedankliche Auseinandersetzung mit den Ängsten, wobei entsprechend der Angsthierarchie mit den leichtesten Ängsten begonnen wird. Wenn die Betroffenen ausgeprägte Angstsymptome erleben, werden die im Vorfeld erarbeiteten Entspannungsübungen durchgeführt. Dieses Vorgehen wird so lange wiederholt, bis auch die schweren Ängste ausreichend bearbeitet wurden.

Das Verfahren der Systematischen Desensibilisierung, dass auf einer rein gedanklichen Konfrontation mit den Ängsten (“in sensu”) beruht, wurde zunächst erfolgreich in der Therapie eingesetzt. Im späteren Verlauf wurde es zunehmend durch die sogenannte Expositionstherapie abgelöst, die auch eine reale Konfrontation (“in vivo”) mit den angstbesetzten Situationen und Objekten vorsieht.

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Expositionstherapie

Die Expositionstherapie, auch Konfrontationstherapie genannt, ist eine sehr wirksame Behandlungsmethode in der Therapie der Spezifischen Phobien. Die Betroffenen erarbeiten bei dieser Behandlungsmethode zunächst zusammen mit ihren Therapeuten, welche Situationen die Ängste auslösen und welches Vermeidungsverhalten eventuell eingesetzt wird. Nach einer ausführlichen Vorbereitungsphase, in der z.B. Übungen wie die Hyperventilation durchgeführt werden, können die Betroffenen in den Expositionen - unterstützt durch ihre Therapeuten - lernen, wie sie die angstbesetzten Situationen wieder aufsuchen können.

Es besteht die Möglichkeit eines graduierten Vorgehens, bei dem mit einer Situation die “mittelschwere” Angst auslöst begonnen wird, und bei dem dann im weiteren Verlauf weitere Übungen mit stärkerer Angstbesetzung durchgeführt werden.

Eine andere Möglichkeit ist das sogenannte Flooding. Hierbei wird der Betroffene gleich der maximal angstbesetzten Situation ausgesetzt. Dieses Verfahren wird jedoch in der Praxis nur noch selten eingesetzt.

Für einen Therapieerfolg ist es wichtig, bei den Expositionen das Vermeidungsverhalten zu unterlassen und eine sogenannte Exposition mit Reaktionsmanagement durchzuführen.

Im weiteren Verlauf erlernen die Betroffenen, wie sie auch eigenständig ohne Begleitung des Therapeuten Expositionen wirksam durchführen können. Hierdurch können sie ihre Selbstwirksamkeit wieder erheblich verbessern und ihr Selbstwertgefühl wesentlich steigern.

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Pharmakotherapie

Die Behandlung der spezifischen Phobien erfolgt vorrangig durch die Psychotherapie, eine medikamentöse Behandlung der spezifischen Phobien ist eher selten erforderlich. Falls der Einsatz von Medikamenten erforderlich ist, wird zumeist auf ähnliche Präparate wie in der Behandlung der Agoraphobie bzw. der Sozialen Phobie zurück gegriffen.

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