Was ist ein Expositionstraining?

Im Expositionstraining, auch Expositionstherapie oder Konfrontationstherapie genannt, lernen die Patientinnen und Patienten, wie sie ihre Ängste bzw. Zwänge schrittweise reduzieren können.

Und das Wichtigste gleich vorab, damit Sie nicht auch noch zusätzlich Ängste vor der Therapie bekommen: Das Ziel des Expositionstrainings ist dabei nicht, sich etwa wie bei einer “Mutprobe” mit “zusammengebissenen Zähnen” in eine schwierige Situation zu bringen.

Expositionstraining

Es geht vielmehr darum, dass die Angstpatienten wieder erfahren, wie sie sich wieder in Situationen begeben können, die bei ihnen Ängste auslösen, und wie sie diese Ängste zunehmend verändern können. Und dass sie diese angstbesetzten Situationen auch trotz der Angst zunehmend besser bewältigen, so dass die Ängste im Verlauf immer weiter in den Hintergrund treten können.

Doch keine Sorge: Es geht jetzt nicht darum, dass Sie sich als Betroffener gleich “Hals über Kopf” in eine angstauslösende Situation stürzen müssen. Wenn dies “so einfach” wäre, dann hätten Sie es natürlich schon längst selber getan.

Es geht beim Expositionstraining vielmehr darum, dass Sie sich - gemeinsam mit einem erfahrenen Therapeuten - wieder immer mehr angstbesetzte Lebensbereiche zurückerobern.

Dazu gibt es beim Expositionstraining zwei verschiedene Vorgehensmöglichkeiten, von denen Sie vieleicht schon einmal gehört haben: Die Graduierte Exposition und das Flooding.

Graduierte Exposition

Bei der so genannten Graduierten Exposition beginnt man das Üben mit einer eher leichten Situationen und steigert den Schwierigkeitsgrad immer dann, wenn in der Übungssituation eine ausreichende Reduktion der Ängste erreicht wurde. Diese Vorgehensweise hat sich bei den meisten Ängsten am besten bewert und wird auch bei uns in der Praxis am häufigsten eingesetzt.

Flooding

Beim so genannten Flooding beginnt man demgegenüber mit der schwierigsten Situation. Damit sich beim Expositionstrainig niemand überfordert, wird das Flooding oftmals eher bei einzelnen, isolierten Ängsten, wie z.B. der Angst vor Spinnen oder Hunden, eingesetzt, während bei komplexeren Angsterkrankungen, wie z.B. der Agoraphobie (“Platzangst”), oft die graduierte Exposition gewählt wird.

Auch bei der Höhenangst ist oftmals das graduierte Vorgehen hilfreich um zu erreichen, dass die Betroffenen die Übungen auch wirklich bis zum Ende erfolgreich durchführen können.

Expositionstraining bei Höhenangst

Welche Übungen beim Expositionstraining gewählt werden, sollten die Patienten in Absprache mit ihren Therapeuten selber entscheiden, damit sie selbst die Kontrolle über den Schwierigkeitsgrad haben.

Es ist oftmals hilfreich, vom Schwierigkeitsgrad her niedrig genug anzufangen, denn eine “zu leichte” Übung kann vielleicht den Behandlungserfolg etwas verzögern, hat aber darüber hinaus wenig negative Konsequenzen.

Eine zu hohe eigene “Messlatte” und ein zu schwieriger Start kann demgegenüber schnell zu Misserfolgen und Frustrationen führen.

Falls also Ihre Stimme im Hinterkopf immer wieder dazu drängt, doch unbedingt “schneller” und “mehr” zu üben, “weil das doch alle anderen auch können...”, dann sprechen Sie dies bitte unbedingt bei Ihrer Therapeutin / Ihrem Therapeuten an - vielleicht finden Sie ja gemeinsam einen Weg, wie Sie dieser Stimme etwas mehr Gelassenheit, Zufriedenheit und Zuversicht beibringen können.

Weiterlesen:
   • Expositionstherapie (Fachinformationen)

Jeder Mensch hat schon erfolgreich viele Expositionstrainings bewältigt!

Es ist vollkommen normal, dass die meisten Patientinnen und Patienten zunächst einmal Ängste vor den Übungen und Expositionen bekommen. Aber falls Sie jetzt Sorgen vor dem Expositionstraining haben, können wir Sie beruhigen: Sie kennen das Ganze schon und haben es schon oft erfolgreich bewältigt. Jetzt fragen Sie sich vielleicht “Wieso? Ich wollte doch mit der Therapie gerade erst anfangen???” Denken Sie einfach einmal ein paar Jahre zurück: Damals, beim Fahrradfahren-Lernen haben Sie genau das gleiche gemacht. Und beim Schwimmen lernen, beim ersten Mal Skifahren und beim ersten Kuss. Immer wieder haben Sie Situationen bewältigt, die Sie zunächst verunsichert und beängstigt haben - und jedes Mal haben Sie die Erfahrung gesammelt, dass nach nur wenigen Wiederholungen die Anspannung sinkt und eine gewisse Normalität entsteht. Und einige Monate später fällt es mir dann überhaupt nicht mehr auf, dass ich mich heute auf das Fahrrad gesetzt habe, obwohl es am ersten Tag doch so gruselig und unsicher war...

Sie merken schon: Sie können das! Aber wie an anderer Stelle schon gesagt: Wenn es so einfach wäre, hätten Sie es schon längst selbst gemacht... Warum klappt das Expositionstraining also nicht ganz von alleine?

Warum funktioniert das Expositionstraining nicht ganz von alleine?

Wir können es nicht oft genug sagen: Es geht beim Expositionstraining nicht darum, dass ich mich Hals über Kopf in irgendwelche bedrohlichen Situationen werfe. Wie jedes andere Training auch, so hat auch das Expositionstraining einige wichtige Regeln und Grundlagen, damit es überhaupt funktionieren kann.

Eine der wichtigsten Überlegungen, bevor ich mit den Übungen beginnen kann, ist zunächst einmal, was ich überhaupt exponieren will.

Was will ich überhaupt exponieren...?

Diese Frage hört sich zunächst vollkommen banal an: “Was will ich eigentlich exponieren?” Doch die Antwort darauf ist keineswegs einfach - und gerade deswegen kommt es bei geringer Erfahrung oft dazu, dass das Expositionstraining schief läuft.

Nehmen wir ein “einfaches” Beispiel: Ein Mensch hat Angst vor dem U-Bahn-Fahren. Was soll er also exponieren? Die nahe liegende Antwort wäre “Das U-Bahn-Fahren!”. Und genau dies stürzt die Betroffenen dann in einen ungünstigen Strudel: Sie nehmen sich vor, beim nächsten Mal wieder die U-Bahn zu benutzten... gehen dann mit höchster Anspannung über die Rolltreppe in die Tiefe... warten am vollen Bahnsteig... zwängen sich in die Bahn... Oh, Gott, ob ich hier jemals wieder rauskomme?... Noch eine Station... ich muss hier raus... unbedingt an was anderes denken... Augen zu und durch... geschafft, die Bahn hält, bloß raus hier... war das schlimm, nie wieder...!!

Genau so produziert man sich leider ungünstige Lerneffekte, die das Ganze noch verschlimmern. Also zurück zu unserer Frage vom Anfang: Was will ich eigentlich exponieren?

Der Betroffene in unserem Beispiel muss NICHT das U-Bahn-Fahren exponieren. Und auch nicht den Tunnel oder die Menschenmenge. Vielmehr geht es darum, dass er sich mit dem Gefühl, hilflos zu sein, befassen muss. Und mit der Sorge, anderen Menschen ausgeliefert zu sein. Eventuell auch mit der Befürchtung, in der U-Bahn einen Schwächeanfall zu bekommen und dann Hilfe von anderen zu benötigen. Und dem großen Schamgefühl, welches dann kommen könnte, wenn ich plötzlich Panik bekomme und die anderen mir das ansehen. Und dem riesigem Selbstwertchaos, wenn ich daran erinnert werde, dass mir solche “normalen” Sachen wie U-Bahn-Fahren schwer fallen, obwohl doch um mich rum tausende Menschen das gleiche anscheinend vollkommen ohne Probleme machen...

Deshalb wieder zurück zu unserer Frage: Der Betroffene in unserem Beispiel muss zunächst erarbeiten, warum er überhaupt Angst vor dem U-Bahn-Fahren hat (Hilflosigkeit? Ausgeliefert sein? Scham? Angst vor der Angst? usw.) Und dies sind dann die wichtigen Bausteine, die nach und nach exponiert werden sollten.

Häufige Fragen zum Expositionstraining

Im folgenden finden Sie die Antworten auf einige Fragen zum Expositionstraining, die uns häufig gestellt werden.

Welches Expositionstraining wird in unserer Praxis angeboten?

In unserer Praxis werden Expositionstrainings für Betroffene mit Angsterkrankungen und Zwangsstörungen durchgeführt. Je nach den vorliegenden Themen vereinbaren wir mit den jeweiligen Patientinnen und Patienten individuell, welche Übungen bzw. Expositionen für sie am hilfreichsten sein können.

Expositionstraining bei Ängsten

Im Bereich der Angsterkrankungen können dies zum Beispiel bei der Agoraphobie (“Platzangst”) Übungen in den umliegenden Großstädten, wie z.B. in München, sein. Mit Menschen, die Ängste vor dem Bahnfahren oder U-Bahn-Fahren haben, führen wir ebenfalls Übungen in München durch.

Für die Höhenangst haben wir in unserer Region natürlich sehr viele Übungsmöglichkeiten aller “Schwierigkeitsgrade”.

Bei der Sozialen Phobie legen wir unter anderem Wert darauf, in denjenigen sozialen Situationen zu üben, die der Betroffene auch im Alltag immer wieder bewältigen muss. Entsprechend unterschiedlich kann das Behandlungsprogramm sein, je nach vorliegenden Problemen und Zielen.

Expositionstraining bei Zwängen

Bei den Zwangserkrankungen werden verschiedene Formen des Expositionstraining in gestufter Form durchgeführt. Zu Beginn wird zumeist mit so genannten Expositionen in Sensu begonnen, also Übungen, bei denen man sich zunächst nur gedanklich mit den Zwängen auseinandersetzt.

Im nächsten Schritt werden dann - soweit für die vorherrschenden Zwänge sinnvoll und erforderlich - bei uns in den Praxisräumen Übungen durchgeführt. Die abschließende Stufe stellen dann Übungen genau an den Orten bzw. in den Situationen dar, in denen die Zwänge auch im Alltag auftreten.

Wenn es sinnvoll und von den Betroffenen erwünscht ist, führen wir das Expositionstraining immer auch dort durch, wo die Ängste bzw. Zwänge wirklich im Alltag auftreten. Denn es kann für einen Betroffenen viel hilfreicher sein, zum Beispiel bei bestimmten Ordnungs- oder Kontrollzwängen wirklich bei sich zu Hause in der eigenen Wohnung mit therapeutischer Begleitung zu üben, als lange in den Praxisräumen nur “in der Theorie” über solche Expositionen zu reden und dann zu Hause auf sich alleine gestellt zu sein.

Übernehmen die privaten Krankenversicherungen die Kosten für ein Expositionstraining?

Bei den privaten Krankenversicherungen und den Beihilfestellen kann bei entsprechender Notwendigkeit die Kostenübernahme für das Expositionstraining beantragt werden. Grundvoraus­setzung ist dabei, dass das Expositionstraining als Element einer regelmäßigen Verhaltenstherapie durchgeführt wird. Das Expositionstrainig muss dabei üblicherweise von den gleichen Therapeuten durchgeführt werden, bei denen auch die weteren Verhaltenstherapie-Sitzungen stattfinden. Die Krankenversicherungen übernehmen nur die Kosten für die therapeutische Betreuung. Weitere Kosten, wie zum Beispiel Sachkosten für Seilbahnfahrten usw., werden von den Krankenversicherungen nicht erstattet.

Übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für ein Expositionstraining?

Bei den gesetzlichen Krankenkassen kann bei entsprechnder Notwendigkeit die Kostenübernahme für das Expositionstraining beantragt werden. Grundvoraussetzung ist dabei, dass das Expositionstraining als Element einer regelmäßigen Verhaltenstherapie durchgeführt wird. Das Expositionstrainig muss dabei üblicherweise von den gleichen Therapeuten durchgeführt werden, bei denen auch die weteren Verhaltenstherapie-Sitzungen stattfinden. Die Krankenkassen übernehmen nur die Kosten für die therapeutische Betreuung. Weitere Kosten, wie zum Beispiel Sachkosten für Seilbahnfahrten usw., werden von den Krankenkassen nicht erstattet. Bitte beachten Sie diesbezüglich, dass wir aufgrund unseres Versorgungsauftrags für die gesetzlichen Krankenkassen nur Betroffene aus der Region Rosenheim / Chiemgau / Traunstein betreuen können.

Autoren des Artikels: