Agoraphobie (“Platzangst”)
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Ergänzende Fachinformationen für Ärzte, Therapeuten und andere besonders Interessierte finden Sie darüber hinaus auf unserer Internetseite im Kapitel Agoraphobie (Fachinformationen).
Was ist eine Agoraphobie?
Vor mehr als einhundert Jahren beschrieb der deutsche Psychiater Carl Westphal erstmals ein Krankheitsbild, bei dem die Betroffenen unter einer großen Angst vor dem Betreten von öffentlichen Orten, wie zum Beispiel großen Plätzen oder bestimmten Straßen, hatten. Als Namen für dieses Krankheitsbild schuf er den Begriff Agoraphobie (“Platzangst”).
Den Begriff Agoraphobie leitete er von den griechischen Wörtern αγορά (agora) “Markt(-platz)” und φόβος (phobos) “Furcht” ab.
Entsprechend dieser ersten wissenschaftlichen Untersuchungen von Carl Westphal werden Angsterkrankungen, die mit einer ausgeprägten Angst vor öffentlichen Orten oder vor dem Verlassen des Hauses einhergehen, auch heute noch als Agoraphobie bezeichnet - obwohl man inzwischen weiß, dass hinter diesen Ängsten viel größere Sorgen und Befürchtungen als eine bloße “Angst vor Plätzen” stecken.
Die meisten Betroffenen leiden nicht nur unter Ängsten vor Plätzen, sondern vor verschiedensten öffentlichen Situationen bzw. Orten, wie zum Beispiel Menschenansammlungen, Kaufhäusern und/oder Supermärkten, öffentlichen Verkehrsmitteln wie Zügen, Bussen oder U-Bahnen, Theater-, Kino- und Restaurantbesuchen und vielem mehr.
Deshalb wird der Begriff der “Agoraphobie” heutzutage weiter gefasst und bezeichnet allgemein Ängste vor öffentlichen Orten, vor Reisen und/oder vor dem Verlassen des Hauses.
Panikattacken
Bei den meisten Betroffenen bestehen neben der Agoraphobie auch Panikattacken, in deren Rahmen schwere Angstattacken mit diversen körperlichen Symptomen, wie zum Beispiel Herzrasen, Schwindel, Atemnot usw., auftreten können.
In der Therapie der Agoraphobie ist es sehr wichtig zu beachten, dass die Angst der Betroffenen zumeist gar nicht alleine auf das oben beschriebene Objekt (“Kaufhaus”, “Platz”) bzw. eine bestimmte Situation bezogen ist.
Dies erklärt den großen Unterschied der Agoraphobie zu den so genannten Spezifischen Phobien, wie z.B. der Angst vor Spinnen, bei denen die Angst zumeist sehr eng auf das angstauslösende Objekt bzw. die angstauslösende Situation bezogen ist.
In der Agoraphobie besteht zwar vordergründig auch eine Angst “vor dem Kaufhaus...” oder “vor dem Platz...”, das wirkliche Geschehen ist aber zumeist viel komplexer. Bei den meisten Betroffenen besteht neben der vordergründigen Angst vor dem Verlassen des Hauses eine viel schwerwiegendere Angst davor, in einer öffentlichen Situationen hilflos zu werden und/oder eine Angst vor dem Alleinsein. Sehr viele Betroffene kennen auch, dass sich bei ihnen nach den ersten Angstattacken eine große Angst vor der Angst gebildet hat - also eine Angst, erneut einen Angstanfall haben zu können.
Weiterlesen: Angst vor der Angst
Diese tiefer liegenden Ängste verursachen zumeist den wirklichen Leidensdruck der Betroffenen. Die Agoraphobie wird deswegen auch als eine sogenannte Pseudophobie bezeichnet. Für die Therapie ist deswegen vorrangig, nicht nur die “oberflächlichen” Ängste zu behandeln, sondern auch die dahinter stehenden Sorgen und Befürchtungen der Betroffenen adäquat zu beachten.
Dazu der Bericht einer Betroffenen:
Verena (31 J.)* aus Rosenheim:
“Ich leide jetzt schon seit Jahren unter großer Angst, wenn ich aus meiner Wohnung gehen muss. Die Angst wurde in den letzten Jahren immer größer. Anfangs hatte ich nur Angst, wenn ich in München in der vollen Fußgängerzone unterwegs war. Später kamen dann Ängste in der U-Bahn und im Zug dazu. Im Lauf der nächsten Jahre wurden meine Ängste immer mächtiger, bis ich mich nicht mal mehr in den Supermarkt getraut habe. Ich habe dabei weniger Angst, dass mir in der U-Bahn oder im Supermarkt wirklich etwas ganz Schlimmes passieren könnte - ich mache mir viel mehr Sorgen, dass ich dort einen Angstanfall habe könnte, umkippen würde und hilflos bin...”
Da sich die Angst der Betroffenen also nicht nur auf eine bestimmte Situation sondern auf die oben genannten Ängste vor Hilflosigkeit, Alleinsein, Ausgeliefertsein uvm. bezieht, kann es im Lauf der Erkrankung vorkommen, dass sich die Ängste ausweiten und immer mehr Situationen angstauslösend sind.
© Dr. Sandra Elze & Dr. Michael Elze
Prien am Chiemsee / Rosenheim, www.Dr-Elze.de
Welche Symptome treten bei der Agoraphobie auf?
Die wichtigsten Symptome der Agoraphobie sind die ausgeprägten Ängste der Betroffenen, wenn sie sich an öffentlichen Orten oder auf Reisen befinden. Zu den Symptomen der Agoraphobie im Einzelnen:
Ängste an öffentlichen Orten oder vor dem Reisen
Die Agoraphobie ist durch so genannte situative Ängste an öffentlichen Orten außerhalb des eigenen Hauses gekennzeichnet. Dies können Ängste vor Menschenansammlungen, Kaufhäusern, öffentlichen Verkehrsmitteln, Theater- oder Restaurantbesuchen usw. sein. Zusätzlich werden auch Ängste vor dem alleine Reisen oder vor Reisen mit weiter Entfernung von zu Hause zur Agoraphobie gezählt. Wie oben schon beschrieben besteht im Hintergrund zumeist eine tiefe Angst vor der Hilflosigkeit, die sich letztendlich durch die situativen Ängste äußert.
Die meisten Betroffenen haben dabei nicht nur vor einer einzelnen Situation Angst sondern kennen einen breites Spektrum an angstauslösenden Situationen. Häufig erleben die Betroffenen auch ein Ausweiten ihrer Ängste, die vielleicht “nur” als Ängste vor einer bestimmten Situation begonnen haben und die sich im Verlauf auf immer mehr öffentliche Räume ausgeweitet haben, so dass sich die Lebensqualität und das soziale Wirkungsfeld der Betroffenen immer mehr verschlechtern.
Erwartungsangst und Vermeidungsverhalten
Viele Betroffene kennen eine ausgeprägte Erwartungsangst, die sie schon vor dem Betreten der öffentlichen Orte außerordentlich belastet. Diese Erwartungsangst führt sehr häufig zu einem Vermeidungsverhalten mit dem die Betroffenen (bewusst oder unbewusst) versuchen, die Angstsymptome zu vermindern oder zu umgehen.
Die Vermeidung hat zur Konsequenz, dass die Betroffenen zumindest kurzfristig eine Reduktion ihrer Anspannung erleben. Langfristig führt das Vermeidungsverhalten jedoch dazu, dass der Lebensraum der Betroffenen immer weiter eingeschränkt wird und sich die Angsterkrankung immer weiter verstärkt.
Bei der Vermeidung kann in ein so genanntes Vermeidungsverhalten (also dem Nichtaufsuchen oder Verlassen der angstbesetzten Situation) und in ein gedankliches Vermeiden unterschieden werden. Beim gedanklichen Vermeiden versuchen die Betroffenen (unbewusst) ihre Ängste z.B. durch Ablenkung, ständige Rückversicherungen oder durch besondere Eile (“Augen zu und durch...”) zu mindern.
Körperliche Symptome
In der angstbesetzten Situation oder bei dem Gedanken an diese Situation können verschiedene vegetative Symptome wie Herzklopfen, erhöhte Herzfrequenz, Schweißausbrüche, Schwindel, Zittern und/oder Mundtrockenheit auftreten. Viele Betroffene kennen auch Beschwerden im Brustkorb oder im Bauch wie Atembeschwerden, Beklemmungsgefühl, Brustschmerzen, Übelkeit, Durchfall oder Bauchschmerzen.
Psychische Symptome
Auch psychische Symptome wie das Gefühl von Unsicherheit, Schwäche oder Benommenheit treten häufig auf. Zusätzlich kann es auch zu einer sogenannten “Derealisation” kommen, d.h. dem Gefühl, dass Objekte unwirklich sind, oder zu einer “Depersonalisation”, also dem Gefühl, man selbst sei “nicht wirklich hier”.
Allgemeinsymptome
Daneben könne diverse unspezifische Allgemeinsymptome wie Hitzewallungen, Kälteschauer, Gefühllosigkeit, Kribbelgefühle usw. auftreten.
Panikattacken
Die oben beschriebenen Beschwerden können sich so stark steigern, dass es zum Auftreten von Panikattacken kommt.
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• Panikattacken
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Welche Ursachen hat die Agoraphobie?
Die Agoraphobie kann sehr unterschiedliche Ursachen haben. Die meisten Betroffenen haben eine ausgeprägte Angst davor, in der Öffentlichkeit hilflos zu sein oder aufzufallen. Diese Angst vor der Hilflosigkeit kann sich dann sehr leicht immer weiter steigern. Auch belastende frühere Erfahrungen, wie zum Beispiel ein Schwächeanfall oder Unwohlsein an einem öffentlichen Ort, können eine Agoraphobie ausgelöst haben. Bei vielen Erkrankten reicht auch alleine der Gedanke daran, in der Öffentlichkeit vielleicht eine Schwächeanfall haben zu können, aus, um die Ängste auszulösen.
Sehr viele Betroffene haben auch eine - oftmals ohne erklärbare Ursache aufgetretene - Panikattacke als Auslöser für ihre Agoraphobie erlebt. Diese Panikattacke wurde häufig als so bedrohlich und unkontrollierbar erlebt, dass die Betroffenen große Ängste haben, dass es zu einer erneuten Panikattacke kommen könnte. Die Betroffenen vermeiden dann nach Möglichkeit Orte von denen sie befürchten, dass dort erneute Panikattacken auftreten könnten.
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Wie kann die Agorapobie behandelt werden?
Die Behandlung der Agoraphobie setzt sich zumeist aus mehreren Bausteinen zusammen. Wichtige Behandlungungselemente sind die Kognitive Verhaltenstherapie, insbesondere das so genannte Expositionstraining, sowie falls erforderlich die Behandlung mit Medikamenten.
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• Wie wird die Agoraphobie behandelt?
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Beratungssstellen in Rosenheim, Traunstein, Miesbach, Wasserburg, München und Salzburg
Adressen für Beratungsstellen für Menschen mit seelischen Erkrankungen wie Depressionen, Ängsten etc., sowie Adressen für Familienberatung, Sozialberatung usw. in den Landkreisen Rosenheim, Traunstein, Miesbach sowie in den benachbarten Regionen finden sie im Kapitel Beratungsstellen:
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