Panikstörung

Auf dieser und den folgenden Seiten finden Sie ausführliche Fachinformationen über Ursachen, Symptome und Therapie der Panikstörung.

Weitere Informationen für Betroffene und Angehörige finden Sie auf unserer Internetseite in den Kapiteln “Panikattacken” und “Agoraphobie (Platzangst)”.

Episodisch paroxysmale Angst

Die Panikstörung, auch Episodisch paroxysmale Angst genannt, ist durch wiederkehrende Panikattacken gekennzeichnet. Die Panikattacken können völlig unvorhersehbar auftreten. Es kann aber auch vorkommen, dass bestimmte Situationen wie z.B. Menschenmengen oder Reisen ohne Begleitung zur Auslösung der Panikattacke führen. Im letztgenannten Fall spricht man von einer Panikstörung mit Agoraphobie bzw. Agoraphobie mit Panikstörung.

Zu den wichtigsten Symptomen der Panikattacken gehören plötzlich auftretendes Herzklopfen, Brustschmerz, Erstickungsgefühle, Schwindel und Entfremdungsgefühle (Depersonalisation oder Derealisation). Diese körperlichen Symptome führen häufig noch zu einer deutlichen Verstärkung der Angst. Viele Betroffene leiden sekundär auch unter der Angst vor Kontrollverlust, Furcht zu sterben oder der Befürchtung, “wahnsinnig” zu werden.

Panikstörung: Diagnose

Die Internationale Klassifikation der Krankheiten (International Classification of Diseases) - ICD-10 bzw. ICD-11 und das Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders - DSM-IV bzw. DSM-5 weichen aufgrund unterschiedlicher ätiologischer Modelle in der Diagnosestellung der Agoraphobie und der Panikstörung voneinander ab.

Nach dem DSM-IV wurde in die Panikstörung mit Agoraphobie bzw. Panikstörung ohne Agoraphobie unterschieden. Die ICD-10 differenziert demgegenüber in eine Agoraphobie mit Panikstörung bzw. Agoraphobie ohne Panikstörung.


Panikstörung: Diagnose nach ICD-10

Nach der ICD-10 ist die Panikstörung (ICD-10 F41.0) eine Erkrankung, die durch wiederkehrende schwere Angstattacken (Panik), die sich nicht auf eine spezifische Situation oder besondere Umstände beschränken und die deshalb auch für die Betroffenen nicht vorhersehbar sind, gekennzeichnet ist.

Zu den wichtigsten Symptomen gehören plötzlich auftretendes Herzklopfen, Brustschmerz, Erstickungsgefühle, Schwindel und Entfremdungsgefühle (Depersonalisation oder Derealisation). Viele Betroffene leiden sekundär auch unter der Angst vor Kontrollverlust, Furcht zu sterben oder der Befürchtung, wahnsinnig zu werden.

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Panikstörung: DSM-5

Das Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders der American Psychiatric Association (APA) gilt nach wie vor als eine der wichtigsten Publikationen im Bereich der Psychiatrie und Psychotherapie. Im Mai 2013 wurde die erste komplette Revision des Manuals seit 1994 veröffentlicht, das DSM-5.

Im Unterschied zum DSM-IV sind die Diagnosen Panikstörung und Agoraphobie im DSM-5 nicht mehr miteinander verbunden. Die früheren Diagnosen “Panikstörung mit Agoraphobie”, “Panikstörung ohne Agoraphobie” und “Agoraphobie ohne Panikstörung in der Vorgeschichte” wurden ersetzt durch die jeweils getrennte Diagnose einer Panikstörung bzw. einer Agoraphobie mit jeweils eigenen Diagnoseschlüsseln.

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Panikstörung: Diagnose nach ICD-11

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat im Juni 2018 die 11. Revision der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (engl. International Classification of Diseases) ICD-11 vorgestellt.

Wie auch im DSM-5 werden auch in der ICD-11 die Agoraphobie und die Panikstörung als jeweils eigenständige Diagnosen geführt.

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Panikstörung: Symptome

Panikattacke

Die einzelnen Panikattacken sind durch ein plötzlich beginnendes, intensives Gefühl von Angst oder Unbehagen gekennzeichnet, welches nach einigen Minuten ein Maximum erreicht und das über mehrere Minuten anhält.

In der Panikattacke können verschiedene vegetative Symptome wie Palpitationen, Herzklopfen, erhöhte Herzfrequenz, Schweißausbrüche, fein- oder grobschlägiger Tremor und/oder Mundtrockenheit auftreten. Häufig erleben die Betroffenen auch Symptome in Thorax oder Abdomen wie Atemnot, Beklemmungsgefühl, Thoraxschmerzen oder -missempfindungen, Übelkeit oder abdominelle Missempfindungen.

Parallel können psychische Symptome wie das Gefühl von Schwindel, Unsicherheit, Schwäche oder Benommenheit auftreten. Daneben können diverse unspezifische Allgemeinsymptome wie Hitzewallungen oder Kälteschauer, Gefühllosigkeit oder Kribbelgefühle auftreten.

Erwartungsangst

In den Intervallen zwischen den Panikattacken erleben viele Betroffene eine ausgeprägte Erwartungsangst vor der nächsten Panikattacke. Die Erwartungsangst kann die Betroffenen auch in den eigentlich “symptomfreien” Zeiten zwischen den Panikattacken erheblich belasten und einer ausreichenden Regeneration im Wege stehen.

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Panikstörung: Ursachen und Störungsmodelle

Die Panikstörung war schon früh Gegenstand der psychiatrischen und psychotherapeutischen Forschung. Sigmund Freund entwickelte zunächst den Begriff der Angstneurose, mit dem er Erkrankungen aus dem Bereich der Panikstörungen und der Generalisierten Angststörungen beschrieb.

Angstneurose

Nachdem über lange Jahre der von Sigmund Freud 1895 geprägte Begriff der Angstneurose Anwendung fand, wurde der Begriff der Panikattacke erst 1980 basierend auf den Untersuchungen des US-amerikanischen Psychiaters Klein mit dem Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders DSM-III in die Diagnosesysteme eingeführt.

Klein führte Untersuchungen über die Wirkung von Imipramin bei Panikattacken durch und postulierte aufgrund seiner Untersuchungsergebnisse eine Unterscheidung zwischen den Symptomen einer Phobie und denen einer Panikattacke. Viele für Phobien typischen Symptome, wie Vermeidungsverhalten, erhöhte Grundanspannung, Erwartungsängste etc. seien nach Klein nur sekundäre Folgeerscheinungen der spontanen Panikattacken.

In den Folgejahren wurden die “Angstneurosen” im DSM-III-R und DSM-IV sowie in der ICD-10 in die Panikstörung, also attackenförmig auftretende Ängste ohne spezifische Auslöser, und die Generalisierte Angststörung mit andauernden nicht situations- oder objektbezogenen Ängsten differenziert.

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Psychophysiologisches Modell der Panikattacken

Das Psychophysiologische Modell der Panikattacken geht davon aus, dass Panikattacken durch eine wechselseitige Verstärkung von körperlich-physiologischen und gedanklich-emotionalen Prozessen entstehen.

Am Beginn der Panikattacke stehen nach dem Modell zunächst unspezifische interne körperliche Stimuli. Dies können z.B. körperliche Missempfindungen wie vegetative Erregung durch Stress oder körperliche Beschwerden durch Überlastung sein, welche für die Betroffenen letztendlich an sich nicht lebensbedrohlich wären.

Entscheidend ist jedoch, dass diese eigentlich ungefährlichen internen Stimuli von den Betroffenen als “bedrohlich”, “nicht zu bewältigen” oder “lebensgefährlich” bewertet werden.

Diese Bewertung führt zu einer Verstärkung der Angstreaktion, wodurch wiederum auch die körperlichen Symptome der Angst verstärkt werden. Dies kann schließlich in einen Circulus vitiosus münden, in dem sich die körperlichen Missempfindungen, deren Wahrnehmung und Bewertung sowie die emotionalen Prozesse wechselseitig so lange verstärken, bis sie zu einer Panikattacke führen.

Neben diesen Vorgängen haben auch die individuelle Prädisposition (z.B. lebensgeschichtliche Erfahrungen) sowie situative Faktoren (z.B. alleine oder in Begleitung sein) einen Einfluss auf den Ausprägungsgrad der Angstsymptomatik.

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Panikstörung: Therapie

Ein wichtiger Baustein in der Therapie der Panikstörung ist die Psychotherapie, insbesondere die so genannte Kognitiv-behavioral Therapie (Verhaltenstherapie). Falls erforderlich kann ggf. auch eine medikamentöse Behandlung erfolgen.

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Panikstörung: Psychotherapie

In der Behandlung der Panikstörung ist die Kognitive Verhaltenstherapie, insbesondere die so genannte Exposition mit Reaktionsmanagement das Mittel der Wahl.

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Panikstörung: Pharmakotherapie

Zur medikamentösen Behandlung der Panikstörung können z.B. die Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) Citalopram, Escitalopram, Sertralin und Paroxetin, der Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI) Venlafaxin oder die trizyklischen Antidepressiva Imipramin und Clomipramin eingesetzt werden.

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